Alchemilla glabricaulis – Kahlstengliger Frauenmantel

Der kahlstengelige Frauenmantel gehört zu den bedeutendsten Arten des ganzen Böhmerwaldes. Er wird für glazialen Relikt gehalten, der im Böhmerwald ein sehr isoliertes Subareal hat, fast 800 km von der zusammenhängenden Verbreitung entfernt (Havlíček et al. 2003). Sein Gesamtareal umfasst das Baltikum, Belarus, die Ukraine, den europäischen Teil von Russland und adventiv wurde er in Schweden und Finnland registriert (Kurtto et al. 2007). Unsichere Angaben stammen aus dem Kaukasus, der Türkei, dem südlichen Teil von West- und Mittelsibirien (Havlíček et al. 2003).

Im Böhmerwald wurde er zum ersten Mal im Jahr 1995 von V. Faltys in der Nähe der ehemaligen Ortschaft Chaloupky bei Knížecí Pláně und in den darauffolgenden Jahren in weiteren Lokalitäten auf den Böhmerwald Ebenen: bei der Ortschaft Bučina, bei Jezerní slať (dt. Seefilz) zwischen Kvilda und Horská Kvilda und weiter in Bayern an zwei Standorten entlang der Straße von der bayerischen Ortschaft Finsterau zum Grenzübergang Bučina/Finsterau gefunden (Havlíček et al. 2003). Im Jahr 2020 wurde das Vorkommen der Art in allen bekannten Lokalitäten von M. und P. Lepší überprüft. Im Gebiet von Bučina kommt er in der Gegenwart selten bis zerstreut auf Wiesen in der Umgebung der ehemaligen Ortschaft und von dort aus mehr oder weniger zusammenhängend bis an den Rand der ehemaligen Ortschaft Chaloupky vor. Die Art wurde auch im Raum des Grenzübergangs in Bayern überprüft. Die Population bei Jezerní slať ist kleineren Ausmaßes und außerhalb einer kleinen Wiesenenklave mit zerstreutem Vorkommen wurde der kahlstengelige Frauenmantel nirgendwo anders registriert. Im Jahr 2019 fand M. Lepší eine neue Lokalität in der Schneise entlang einer Waldstraße nicht weit von Borová Lada im Bergland Boubínsko-stožecká hornatina. Die Art kommt im Böhmerwald auf mesophilen sowie feuchten Wiesen und Weiden und an Rändern und in Gräben der Wege vor.