Beobachtungszeitraum: 1814–2024
Legende:
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Rote Liste des Böhmerwaldes: EN [C2a(i)]
Die Gewöhnliche Natternzunge kommt auf der ganzen Nordhalbkugel besonders in Europa und im Ostteil von Nordamerika inselartig vor. In Europa kommt sie auf dem ganzen Gebiet außer dem Ostteil und den nördlichsten und südlichsten Partien zerstreut vor. Es handelt sich um einen Begleiter von versumpften, oft moorartigen Wiesen auf eher mineralreicheren Böden. Die Verbreitung der Gewöhnlichen Natternzunge ist in der Regel an Moore und basische Untergründe gebunden, die im Böhmerwald kaum vorkommen, und deshalb greift sie in den Böhmerwald nur randweise ein und ist hier sehr selten (Ekrt in Kaplan et al. 2017). Es handelt sich jedoch auch um eine sehr unauffällige Art, die oft übersehen werden kann. Die älteste Angabe aus dem Böhmerwald stammt aus dem Oberen Moldaubecken von Horní Planá aus Wiesen bei Huťský Dvůr (W. Hirsch 1937 OH). Das Vorkommen in dieser Lokalität wurde jedoch später von niemandem mehr überprüft und ging wahrscheinlich unter. Das weitere Vorkommen der Gewöhnlichen Natternzunge im Böhmerwald ist rezent. Am nördlichen Rand des Berglandes Svatotomášská hornatina am Grund des ehemaligen Kalkbruchs ist eine Lokalität mit geringer Zahl der Einzelpflanzen am nordöstlichen Fuß von Soví vrch beim untergegangenen Dorf Kyselov bekannt (Pavlíčko in Procházka 1998). Im Bergland Boubínsko-stožecká hornatina am Gipfelkamm des Hügels Spáleniště bei České Žleby befindet sich die in der Gegenwart zahlreichste Lokalität der Art im Böhmerwald überhaupt, die mindestens einige Hunderte bis eintausend Exemplare zählt (Ekrt & Půbal 2008). Die Gewöhnliche Natternzunge wächst hier untypisch im Unterwuchs des bestimmt gepflanzten Eschenbewuchses. Der Bewuchs hat natürlichen Charakter, der feuchten gebirgigen Bergahorn-Buchenwäldern nah ist (Ekrt 2008). Am südwestlichen Rand der Böhmerwald Ebenen wächst auch eine zahlreiche Population auf dem ehemaligen Schießplatz an der Stelle der untergegangenen Gemeinde Zhůří nicht weit von Nová Hůrka (Ekrt & Půbal 2008). Die Gewöhnliche Natternzunge wächst hier im artenreichen Bewuchs der krautreichen Borstgrasrasen zusammen mit weiteren Vertretern der Familie der Natternzungengewächse Botrychium lunaria, B. matricariifolium in einigen Mikrolokalitäten. Das Vorkommen der Art ist hier wahrscheinlich durch die Anwesenheit des Kalksteinkieses bedingt, der in der Vergangenheit auf dem Schießplatz für die Straßenbefestigung genutzt wurde. In der Gegenwart ist die Art in einigen Böhmerwälder Lokalitäten nicht bedroht (Spáleniště), in einigen ist das Vorkommen im Gegenteil erheblich durch die ansteigende Beschattung und Sukzession von Gehölzen erheblich bedroht (Kyselov). In der Lokalität bei Zhůří ließ die Verwaltung des Nationalparks Böhmerwald einen Teil von Besamungsgehölzen roden und die Stellen mit der Gewöhnlichen Natternzunge werden auf geeignete Weise von Vieh geweidet, damit die Sukzessionsänderungen blockiert werden, die für das Vorkommen der Art ungünstig sind.
Höchster Standort: 930 m ü. NHN